![]() |
Jean-Jacques Rousseau; Discours Classiques Larousse, Montrouge 1939 |
Land der roten Steine
„Everett setzte sich auf eine Felsplatte und überkreuzte seine Beine. Auf einmal streckte er einen Arm aus und sah zu mir herüber. Ich fühlte sogleich das Besondere dieses Panorama-Ausblicks. Das von Felsenschluchten durchzogene Land Of Standing Rocks lag vor uns. Von den teilweise tiefen Schluchten hätte ich ohne Everetts Hinweis gar nichts bemerkt, nur eine zerschrundene, wie schwebend wirkende Oberfläche des felsigen Plateaus, welches nicht wie die Umgebung rötlichbraun, sondern eher weißlich aussah.“ [S. 64]
Geste und Blickkontakt – und siehe, die Welt verwandelt sich vor unserem Auge.
![]() |
Quelle: Hanser Verlag |
Das Land der roten Steine führt in eine Urzeit zurück, und Strapazen und Ausgesetztheit beschwören schamanenhafte und urreligiöse Bezüge herauf. Auch dass der Roman in drei Teile unter lateinischen Überschriften aufgebaut ist, unterstreicht den ikonenhaften Charakter. Aber doch sind Pinkelpausen nötig, und beinahe kindliche Ängste vor schlangenhäutig anmutenden Wacholderrinden, und Verlassensängste, die tägliche Verpflegung aus den Plastikbehältern und Wasserkanistern, die diesen Roman sozusagen am Boden lassen.
Die „Seitenflügel“, „Vita nuova“ und „Vita breve“, zeigen Wessely in seinem Zuhause: Gastein, Freunde, Angehörige, Beruf und Ruhestand – all das ist ein undeutliches Rauschen, auch beim Lesen braucht es ein Vor- und Zurückblättern, bis sich die einzelnen Statisten, Orte und Abläufe sortieren und man Bekanntschaft mit Wessely schließt und versteht, was ihn auf den Weg bringt und was er sucht.
Dann kommt der große fast tonlos sich entfaltende Mittelteil. Wessely, der sich zwischen „er“ und „ich“ verwischte, bekommt hier Klarheit als Erzähler in der ersten Person. Mit seinen Augen und Sinnen und Gedanken erleben wir die Reise. Anfangs war ich versucht, Bilder heranzuziehen – es geht ja so leicht mit dem Internet. Aber ich unterdrückte den Impuls und gab mich ganz der Beschreibung durch Kappacher/Wesseley hin, ein Weg, der sich lohnt. Alles atmet ruhig und die Zeit löst sich auf und wir umkreisen Landmarken und sehen mal von hier, mal von dort, mal von nah, mal von fern immerwährende Formationen: Chimney Rock, Teapot, Elaterite Butte, Lizard Rock, Dolls ... - wie eine Litanei, und loten ihre Unendlichkeit aus.
![]() |
Schumann, Piano Quintett Bernstein/Juilliard/Gould |
angeführte / zitierte Bücher:
Jean Paul, Dr. Katzenbergers Badereise; Reclam UB 18; 5,80 €
Hermann Broch, Die Verzauberung; Suhrkamp Tb 2365; 12,-- €
Meister Eckhart , Mystische Schriften (Ü: G. Landauer); Insel Tb 1302; (vergriffen)
Rudolf Borchardt (Hrg.), Ewiger Vorrat deutscher Poesie; Klett Cotta; 22,95 €
![]() |
Reclam |
![]() |
Suhrkamp |
![]() | |
Suhrkamp/ Insel |
![]() |
Klett-Cotta |
![]() |
Copper Canyon Pr (vergriffen) |
So Quietly the Earth
"Do you think the rocks are listening to us?
I don't know.
Do rocks hear?
The ones that are alive do."
[...]
"Having only this remaining
as my strength
now I lay me down these words
washed in the dreamshadows
of hope, contradiction, and goodbye."
source: openpoetrybooks
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen