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.,archy and mehitabel“, by don marquis |
Der fünfte Vorlesemontag im Monat hier
in der Schröerschen gilt dem Sachbuch, aber warum war es diesmal
Michael Maar und seine Literaturgeschichte(n)?
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Michael Maar bei Berenberg |
Literaturwissenschaftler können auch
wie gute Freunde sein. Schon im Anfangskapitel mit dem schönen Namen
„Märchen als Meteoriten“ bekam ich große Lust, nun doch endlich
mal den „Zauberberg“ von Thomas Mann zu lesen. Wir blätterten weiter
zum Kapitel V, über Kunstmärchen, und G. hatte sich deswegen vorher
gleich etwas im Schlemihl eingelesen, der zu Anfang zitiert und dann
von Maar kommentiert wird:
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Reclam |
.,Die jüngere Forschung hat nicht übersehen,“ schreibt Maar, .,daß die beiden Männer rot werden bei ihrer Unterredung im Park, als gehe es um ein unzüchtiges Angebot – so wenig wie sie Chamissos stürmische Liebesbriefe an seinen Freund übersah, eine [sic] gewissen Louis de La Foye. Nicht ohne Grund hat Thomas Mann öfter auf den Schattenkauf angespielt und Chamisso einen bewundernden Essay gewidmet.“
Gleich fingen wir an, darüber zu
diskutieren, ob es tatsächlich ein unzüchtiges Angebot sei, und
worin die Unzucht bestünde. Dem freudschen Fehler nach (siehe sic),
geht’s wohl um Homoerotik.
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Berenberg Verlag |
Im Kapitel V allein, auf dem Weg zu
Chamisso wirbelt Maar an Apuleius, Novalis, E. T. A. Hoffmann,
Wilhelm Hauff, Perrault vorbei, auf zu James Krüss und Michael
Ende, dann verweilt er detaillierter bei Brentano und Büchner.
Weiter geht es mit Oscar Wilde, Lewis Caroll, C. S. Lewis und J. K.
Rowling, dann wieder ausführlich Andersen – mit einem Bogen zu
Thomas Mann und seinem .,Zauberberg“. Alles geschieht, um dem
Kunstmärchen seine Geheimnisse zu entlocken oder eher, den Leser in sie
hineinzulocken wie Tannhäuser in den Venus-Berg.
Dies ist ein Buch für
Erwachsene, die hinter Hexen, Höhlen, Drachen erwachsene
Vorstellungen hervorlugen sehen, die wissen, was im Dreißigjährigen
Krieg und bei der Hexenverfolgung unter Menschen im Land so los war;
auch, was die Seele quält und treibt. Auf dem Titelbild geht ein
Glücksritter mit keckem Säbel einer scheinbar hellen Zukunft
entgegen. Am Ende der tunnelartigen schattigen Allee sitzt auf
lichtüberfluteten Stufen eine lockere Schöne. Dahinter gähnt
schwarz die Türöffnung. …
.,Hexengewisper“ ist im Berrenberg Verlag
erschienen, der von Michael Maar auch „Proust Pharao“ aufgelegt
hat und „Leoparden im Tempel“, eine Sammlung literaturkritischer
Aufsätze von Andersen bis Woolf. Alle Berenberg Bücher erfreuen mit
verlässlich schöner Ausstattung: Halbleineneinband, gutes Papier,
Satzspiegel und Schrift die dem Auge wohltun.
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C. H. Beck |
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S. Fischer |
.,Der Zauberberg“ von Thomas Mann ist im
S. Fischer Verlag lieferbar, gebunden, als Taschenbuch und auch als
Band 5 der kommentierten Frankfurter Ausgabe.
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