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Berliner Zeitung |
Gerade, beim Sichten von Zeitungs-Ausschnitten zur tieferen Lektüre, stieß ich auf Arno Widmanns Besprechung der Ausstellung im Metropolitan Museum of Arts: „Vom Schmelztiegel der Kulturen“, in der Berliner Zeitung vom Pfingstwochenende. Den Artikel durchzieht das Erstaunen, wie im Vorderen Orient des 7. bis zum 9. Jahrhundert kulturelle und religiöse Strömungen scheinbar untrennbar ineinanderflossen, und Widmann wünscht sich „... ein Buch, eine Ausstellung, die einem die Radikalisierung erklärt, die fundamentalistische Absetzung, den Wunsch nach mörderischer Differenz.“
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S. Fischer Verlag |
Peter Brown hat in seiner Besprechung
zur selben Ausstellung in der New York Review of Books von der
Mai-Woche davor,: „The Great Transition“ – so finde ich – die
bessere Wahl getroffen. Er feiert die Freude am Durcheinander und am
Miteinander. Er zieht den Essay im Katalog von Anna Ballian heran,
um Mitte des 8. Jhdts folgende Stimmung am Schrein von Sankt Sergios
in Rusafa in Syrien wiederzugeben, wo Kalif Hisham und Christen
zusammentrafen: „Muslims were not always welcome as fellow
travellers. They could be pushy and proud. But they did not stifle
debate. Their enterprise in what has been called 'competitive
self-definition' ensured that they remained in constant dialogue with
those around them.“ 1*
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New York Review of Books |
Es mag naiv klingen, aber in „The
Great Transition“ entdecke ich ein Frohlocken über die Fülle
künstlerischen Ausdrucks, die entsteht, wenn wir das Fremde nicht
als Bedrohung und Gefahr bekämpfen, sondern mit Neugierde und
Staunen begrüßen. Wir müssen uns ja gar nicht ändern, aber es ist
auch kein Untergang, wenn diese Änderung sich an uns vollzieht. Der
Geist weht eben, wo er will, und, was Peter Brown in seinem Artikel
auch hervorhebt, im Grunde geht es darum, dass wir unser Menschsein
miteinander in Fülle leben. Das hat uns auch Jesus gewünscht. Es
würde Europa und darüber hinaus guttun, diesen Traum der
Schirm-Zivilisation fern aller Gleichschaltung anzustreben, sie nicht
aus Rechthaberei, Überlegenheit und Gier, sondern aus Handel und
Kunsttreiben, aber vor allem aus Dialog, erwachsen zu lassen.
Der Artikel von Peter Brown lohnt, in
Gänze gelesen und wiedergelesen zu werden. Er ist zur Zeit noch
großzügigerweise ungekürzt im Internet nachzulesen
(http://www.nybooks.com).
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Bild Quelle: privat |
- Autorität und Heiligkeit;Aspekte der Christanisierung des Römischen Reiches
- Die Entstehung des christlichen Europa
Leider, leider ist die schöne Ausgabe
seines Buches „Die letzten Heiden / Eine kleine Geschichte der
Spätantike“ (The Making of late Antiquity) bei Wagenbach
vergriffen.
Bestellt habe ich sein Werk „The
World of late Antiquity“, das voraussichtlich Ende August / Anfang
September eintreffen wird.Weiter Titel besorge ich gerne.
1* Der Große Übergang
Moslems waren als Mitreisende nicht
immer genehm. Sie konnten fordernd und stolz sein. Aber sie würgten
Debatten nicht ab. Ihr Unterfangen in dem, was 'wettkämpferische
Selbstdefinition' genannt worden ist, stellte sicher, dass sie mit
Allen in ihrem Umfeld im andauernden Dialog blieben.
2* Zum ersten Mal seit den
Tagen von Xerxes und Alexander dem Großen war es möglich, in einem
einzigen Reich direkt zu reisen, von Alexandria bis an den Fuß des
Zagros Bergs im Iran und darüber hinaus. Wir können sehen, wie dies
in den Mosaiken und Produkten geschieht, die der Ausstellung aus
Jordan beigesteuert wurden. Regionen, die am toten Ende der Grenze
gelegen hatten, wurden nun Durchzugsgebiete. Synagogen und Kirchen
stellten sich rasch auf diese Entwicklung ein, die Stephen Fine eine
„neue Schirm-Zivilisation“ nennt.